...... um dich nicht mit anstehenden Veränderungen und Entscheidungen auseinandersetzen zu müssen?
Ihr alle kennt wahrscheinlich die Geschichte des Holzfällers, der mit dem Fällen eines Baumes derart beschäftigt ist, dass ihm keine Zeit bleibt, seine Axt zu schärfen.
In einem meiner letzten Blog-Artikel hatte ich über Selbstreflexion geschrieben, und dass wir uns in der aktuellen Krise alle mehr Zeit nehmen sollten, um Innenschau zu halten.
Einigen Unternehmern und Managern wird derzeit durch die Corona-Krise ja auch unfreiwillig freie Zeit beschert.
Ein kluger Lehrer sagte mir vor vielen Jahren: „Es macht mehr Sinn, einen Tag über das Geld nachzudenken, als diesem 30 Tage im Monat hinterher zu rennen“.
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Die Ausrede „Ich habe leider keine Zeit“ gilt in diesen Tagen also nur bedingt.
Und ja, auch ich mache mir Gedanken wohin uns diese Situation und die unfreiwillige Auszeit, vor allem in Bezug auf unsere Wirtschaft noch führen wird. Es macht auch mir Sorgen, wenn ich heute morgen in einer Umfrage des deutschen Mittelstandsverbandes lese, dass bereits 51 % aller deutscher Mittelständler sagen, dass sie vor dem Aus stehen, sollte der Shutdown der Wirtschaft noch weitere vier Wochen andauern. Und zur Erinnerung – wir sind jetzt gerade mal in der vierten Woche des Lockdowns.
Was sagt das über dieses System und unsere Unternehmungen aus?!
Mehr denn je habe ich den Eindruck, dass sich viele von uns eher als Opfer der Umstände fühlen, in Schockstarre verharren oder Vogel-Strauss-Taktik anwenden und sich nicht wirklich ernsthaft über alternative Produkte, Strategien, und ggfs. positive Auswirkungen der Krise einen Kopf machen wollen oder vielleicht auch darüber, ob diese Welt eventuell auch einen Bewusstseinswandel nötig hat, damit es wieder aufwärts gehen kann.
Wir befinden uns zweifelsohne in einer Zeit der Veränderung - vielleicht sogar in einer Zeit der Transformation
Und ja, ich glaube daran, dass wir Menschen uns nicht gegen diese Entwicklung stellen können, da es auch für viele von uns um die Entwicklung eines neuen Bewusstseins gehen wird.
Und ja, aus spiritueller Sicht glaube ich, dass wir alle genau in dieser Zeit angetreten sind, um die Möglichkeit zu haben, einen Beitrag für ein höheres Verständnis von Bewusstsein zu leisten.
Ich höre schon viele denken, „vielleicht hat diese Welt ja einen Bewusstseinswandel nötig – aber ich doch nicht......“.
Gandhi sagte: Sei selbst die Veränderung, die Du in der Welt sehen möchtest“
Seit ca. 25 Jahren beschäftige ich mich als Business Coach mit persönlichen und organisationalen Veränderungsprozessen.
Warum sind aber Veränderungen im Leben für die meisten Menschen nur so schwer?
Warum hat auch das Wort Veränderung für die meisten Menschen einen so negativen Beigeschmack?
Die Antwort ist eigentlich relativ banal. Veränderungen lösen Ängste und Befürchtungen aus. Angst vor etwas Unbekanntem – Angst davor, die Komfortzone verlassen zu müssen, sich auf ein unbekanntes Terrain begeben zu müssen, usw.
In den meisten Menschen lösen solche Gedanken der Veränderung eher Panik aus, als Lust auf Abenteuer, etwas Neues oder Unbekanntes.
Denn Veränderungen können in die Handlungsfreiheit von Betroffenen eingreifen, Ziel- und Interessenkonflikte auslösen und Eigeninteressen bedrohen.
Es ist also völlig normal, dass die meisten Menschen nicht in Begeisterung ausbrechen, wenn es darum geht, Veränderungen einzuleiten und sich neuen Gegebenheiten anzupassen. Es ist also eher normal, dass mit Widerstand und Angst reagiert wird.
Auch im unternehmerischen Kontext mache ich tagtäglich genau diese Erfahrung.
Und auch wenn sich Menschen, Unternehmer und Führungskräfte manchmal noch so unwohl in bestimmten Lebenssituationen fühlen und unzufrieden sind, scheint das Aushalten eines Mißstands, einer Schieflage oder das Lamentieren darüber, oftmals besser zu sein als eine entschlossene Entscheidung zur Veränderung zu treffen.
Ich weiß aus eigener Erfahrung nur zu gut, dass eine Veränderung einer Lebenssituation oder der eigenen Persönlichkeit Kraft kostet und auch Geduld und Zeit.
Veränderungen erfordern Bereitschaft zur Reflexion, Arbeit und Disziplin – vor allem auch Selbstdisziplin.
Daher sind auch Ausreden der Erzfeind einer jeden Veränderung
Oder um es provokanter zu formulieren, vielleicht auch die Lieblingsspeise des eigenen inneren Schweinehunds oder des EGOs.
Ich habe auf meinem Lebensweg von Unternehmern und Führungskräften die vielfältigsten Ausreden gehört, warum sie nicht bereit sind, den ersten entscheidenden Schritt zu machen, um längst notwendig gewordene Veränderungen einzuleiten und oftmals auch nach Jahren immer noch auf „den richtigen Moment warten“.
Ich habe beobachtet, dass selbst wenn Menschen noch so unglücklich in bestimmten Lebenssituationen sind, es ihnen schwer fällt, richtig kraftvolle Entscheidungen zu treffen.
Es werden die vielfältigsten Ausreden gefunden, warum der Zeitpunkt noch nicht der richtige ist oder der Plan oder die Strategie vielleicht noch nicht vollkommen durchdacht ist, und und und........
Der beste Plan und die beste Strategie sind nutzlos, wenn keine kraftvolle Entscheidung voraus geht
Mein persönlicher Lebensweg hat mir gezeigt, dass der beste Plan und die beste Strategie nichts nützt, wenn keine kraftvolle Entscheidung vorausgeht und ein Plan nie umgesetzt wird.
Oftmals verhilft uns dann das Leben selbst dazu, dass wir zu einer Entscheidung gezwungen werden - manchmal auch erst dann, wenn der Leidensdruck groß genug ist oder der Weg nur noch in eine Richtung gehen kann – nämlich wenn wir an der Wand stehen.
Von daher vertrete ich die ketzerische Theorie, dass es für den einen oder anderen Unternehmer unserer Zeit auch eine gegebenenfalls die Situation noch verschlechternde Krise braucht, damit der Leidensdruck künstlich erhöht wird und er zu einer Entscheidung, zu einem Umdenken oder zur Neuorientierung gezwungen wird.
Und leider beobachte ich auch immer wieder den selben Fehler bei Unternehmern, wenn sie dann mal über Veränderungen nachdenken.
Nämlich, dass sie meinen, zuallererst einen ausgeklügelten Plan haben zu müssen, dann eine Entscheidung treffen können und danach erst die Umsetzung des Plans angehen können.
Alea iacta est!
All diejenigen, die in ihrer Jugend Asterix & Obelix gelesen haben oder noch Lateinunterricht hatten, kennen den Spruch „alea iacta est“. Dieser wird allgemein mit „die Würfel sind gefallen“ übersetzt.
Mein alter Lateinlehrer hat aber immer darauf bestanden, dass die eigentlich korrekte Übersetzung lauten müsste: „der Würfel ist geworfen (worden)“.
Ja, das macht in der Bedeutung tatsächlich einen großen Unterschied!
Angeblich soll ja Julius Cäsar diesen Spruch geäußert haben, als er 49 v. Chr. mit etwa 5000 Mann den Fluss Rubikon überschritten hatte, um seiner Entmachtung zuvorzukommen.
Cäsar traf also vor 2061 Jahren, am 10. Januar 49 v. Chr., die kraftvolle Entscheidung, nicht mehr länger an sich zu halten und etwas gegen seinen Widersacher Pompeius zu unternehmen, der an seiner Entmachtung arbeitete.
Dass diese Tat einer Kriegserklärung gegen Rom gleich kam, war Cäsar wohl bewusst und auch, dass es danach kein Zurück mehr gab. Cäsar wollte ein unmissverständliches Zeichen setzen, indem er den Rubikon überschritt – jenen Fluss, der die Provinz Gallia cisalpina von Italien trennte. Was das bedeutete, war klar: Krieg. Keine Chance mehr auf gütliche Einigung.
Diese Grenzüberschreitung hat sich bis heute tief ins Gedächtnis Europas eingegraben. Bis heute reden humanistisch gebildete Menschen, wenn sie keine Lust mehr auf Harmonie haben und ausdrücken wollen, dass sich jemand für eine unwiderrufliche, riskante Handlung entschieden hat, vom „Rubikon“.
Nehmen wir nun die korrekte Übersetzung: „Der Würfel ist geworfen“, so machte Cäsar damit deutlich, dass seine Tat unwiderufliche Folgen haben würde – der Ausgang aber noch nicht absehbar war.
Cäsar war einfach nur entschlossen!
Wie dem auch sei – das hier soll kein Geschichtsunterricht sein und über Krieg wollen wir an dieser Stelle auch nicht reden. Wobei das im unternehmerischen Kontext manchmal leider mehr Alltag für Führungskräfte und Unternehmer ist als man glauben möchte.
Das Rubikon-Modell
Wir greifen in unseren Beratungen regelmäßig auf das Rubikon-Modell zurück, welches aus diesem geschichtlichen Kontext heraus entstanden ist. Vielleicht kann dieses Modell heute dazu beitragen, dass einige Unternehmer unter Euch nach dem Lesen dieses Artikels ihre derzeitige Sichtweise auf die Dinge ein wenig „verändern“.
Im Rubikon-Modell der Handlungsphasen beschreiben die Psychologen Heinz Heckhausen und Peter M. Gollwitzer vier Phasen, die das Erreichen eines Ziels kennzeichnen.
Wir haben in unserem Modell noch einen Schritt am Ende ergänzt, den wir für sehr wichtig halten. Dieser Punkt stammt aus dem Konzept des „Dragon Dreaming“ und heißt „Feiern“.
Leider machen aus meiner Sicht die meisten Menschen den Fehler, zu meinen, dass es erst einen Plan und dann eine Entscheidung für die Umsetzung eines Plans geben sollte.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wenn die Phase der Planung vor der eigentlichen Entscheidung kommt - nämlich dem Entschluss etwas verändern zu wollen - sich viele Menschen von ihrer Mission oder ihrem Vorhaben abhalten lassen.
Oftmals auch durch Beeinflussung negativer oder ängstlicher Mitmenschen im eigenen Umfeld. Diese haben meist Angst vor einer Veränderung bzw. was eine Veränderung wiederum für Auswirkungen auf sie selbst haben könnte.
Dieses Phänomen findet man in Unternehmen leider allzu oft.
Unternehmer oder Führungskräfte trauen sich daher nicht geschäftliche oder auch private Veränderungen einzuleiten, hören nicht auf die innere Stimme und bereuen es oftmals später in ihrem Leben.
Ständig und zum wiederholten Male nur über Dinge zu reden oder darüber nachzudenken was man gerne möchte, bringt einen aber noch lange nicht weiter. Es geht darum, Entscheidungen für eine Veränderung zu treffen und dann erst detaillierte Pläne zu schmieden.
Trauen sich Menschen irgendwann dann doch, eine kraftvolle Entscheidung zu treffen – evtl. auch mit Unterstützung von außen - kommt nach erfolgreicher Umsetzung oftmals der Satz: „Diese Entscheidung hätte ich schon vor vielen Jahren treffen sollen.“
Mit fortschreitendem Alter haben Rudolf und ich uns im Laufe unseres Lebens folgendes zum Motto gemacht:
„Wir sollten aus einem „BALD“ viel öfter ein „JETZT“ machen, bevor daraus ein „NIE“ wird
Mein Rat an Euch: Prüft, wo Ihr in Euren Lebensbereichen Entscheidungen und Veränderungen vermeidet und hinauszögert – Euch Eure innere Stimme aber immer wieder leise zuruft, diese Bereiche näher anzuschauen.
Trefft dann die kraftvolle Entscheidung, den Rubikon zu überqueren und wartet auf gar keinen Fall erst auf den richtigen Plan, die richtige Strategie oder den richtigen Moment.
Der kommt nämlich nicht.
Falls Ihr für eine kraftvolle Entscheidung Unterstützung von außen braucht, ist das keine Schande oder Bankrott-Erklärung – sondern im Gegenteil ein Zeichen Eurer Reflexionsfähigkeit und Größe.
Die Erfahrung zeigt, dass der beste Plan, die ausgeklügeltste Strategie bei der ersten „Feindberührung“ scheitern kann. Derjenige aber, der nach der Analyse einer Situation eine kraftvolle Entscheidung gefällt hat und zutiefst entschlossen ist, etwas in seinem Unternehmen und Leben zu ändern, wird beim ersten Scheitern sofort wieder einen neuen Plan aufstellen und dies solange tun, bis die Veränderung erfolgreich implementiert ist.
Der Entschluss ist entscheidend - es muss sich etwas ändern!
Und ganz ehrlich – in unserer Welt und in ganz vielen Unternehmen und Unternehmerköpfen muss sich auch etwas ändern.
Ich persönlich glaube, dass wir uns in einem Zwischenstadium befinden. In einer Phase der Verpuppung, wo sich Neues evtl. schon visionär zeigt, aber gleichzeitig das Alte noch Dominanz hat. Auch die Raupe braucht eine Zeit der Ruhe bevor sie dann als Schmetterling aus der Puppe schlüpft.
Die Frage für jeden Einzelnen von uns ist, wo hast Du den Fokus drauf? Auf den negativen Geschehnissen oder auf den positiven?
Dieser Fokus und die persönliche Haltung wird maßgeblich unsere eigene energetische Schwingung bestimmen und gemäß dem Gesetz der Resonanz wird Gleiches Gleiches anziehen.
Ich persönlich glaube, dass wir uns nicht gegen diese Veränderung, diese Transformation, stellen können. Mir kommt das vor, als wäre es so, wie wenn wir beispielsweise das Erwachen der Natur im Frühling verhindern wollten.
Die Frage ist für mich lediglich, versuche ich Verhinderer dieser Entwicklung zu sein – und fühle mich als Opfer der Situation oder bin ich Treiber und reite die Welle einer neuen Entwicklungsphase mit.
Ich glaube, dass es in unserer Welt ein bisschen wie in vielen Unternehmen ist: Es bedarf an mancher Stelle nur weniger, aber entschiedener Veränderungen, um bedeutende positive Änderungen zu bewirken.
Aus meiner Erfahrung ist das „Fällen von Entscheidungen“ eine der grössten Schwachstellen bei Unternehmern. Manche Unternehmer und Führungskräfte tun sich extrem schwer, kraftvolle und mutige Entscheidungen zu treffen, und wenn sie diese dann mal getroffen haben, zweifeln sie diese oftmals auch ganz schnell wieder an und versuchen einen Rückzieher zu machen. Oftmals denken sie in punkto Entscheidungen einfach auch zu final.
Die wirklich erfolgreichen Unternehmer, die ich kennenlernen durfte, haben sehr schnell und oftmals auch intuitiv Entscheidungen gefällt, und wenn sie dann festgestellt haben, dass es in eine falsche Richtung ging, haben sie wieder eine neue Enscheidung gefällt usw.
Man kann sich täglich neu entscheiden! Es ist einfach immer eine Frage der Entscheidung.
Und bei jeder Entscheidung ist die Kunst, Rationalität und Intuition so zusammenzuführen, dass sie sich ergänzen und gegenseitig befruchten.
Also: Habt keine Ausreden mehr – denn das Leben ist zu kurz dafür
Opfer finden Ausreden – Gewinner treffen Entscheidungen und finden Wege
Und mit einem Zitat von Seneca möchte ich für heute zum Schluss kommen:
„Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer“.
In diesem Sinne, alles Liebe.
Eure Ulrike